Liebe Leserinnen und Leser,
einmal zur Ruhe kommen, eine Auszeit nehmen, abschalten können, das sind Themen, die im Arbeitsalltag immer häufiger zur Sprache kommen und an Bedeutung zunehmen. Yoga, Massage, Tai Chi und andere Entspannungsverfahren haben Hochkonjunktur, jedoch bemerkt der Anwender sehr schnell, dass ein Zur-Ruhekommen gar nicht so einfach auf Knopfdruck funktioniert.
einmal zur Ruhe kommen, eine Auszeit nehmen, abschalten können, das sind Themen, die im Arbeitsalltag immer häufiger zur Sprache kommen und an Bedeutung zunehmen. Yoga, Massage, Tai Chi und andere Entspannungsverfahren haben Hochkonjunktur, jedoch bemerkt der Anwender sehr schnell, dass ein Zur-Ruhekommen gar nicht so einfach auf Knopfdruck funktioniert.
Mysteriöse Vorgänge im Gehirn
Studien konnten nachweisen, dass unsere Gehirne in Ruhe messbar aktiver sind und mehr Energie verbrauchen als beispielsweise beim Lösen kniffliger Aufgaben. Was passiert eigentlich, wenn wir unsere Gehirne scheinbar zur Ruhe bringen?
Noch vor einigen Jahren waren Forscher der Ansicht, dass wir
unsere Hirntätigkeit, wenn wir ein wenig dösen, herunterfahren könnten. Wenn
wir versuchen unser bewusstes Denken auszublenden, steigern wir jedoch die
Aktivität besonderer Hirnregionen. Die Gehirne von Affen und Ratten reagieren übrigens
ähnlich.
Bereits seit den 90er Jahren ist den Neurowissenschaftlern dieses
Mysterium bekannt. Selbst im Schlaf und unter Narkose ist unser Gehirn nachweislich
stark aktiv. Das dafür verantwortliche Default Mode Netzwerk (= DMN) wurde 2001
entdeckt. Es handelt sich um ein verzweigtes Netzwerk, das weiträumig im Hirn
verteilte Areale beeinflusst. Bei Alzheimer Erkrankung, Depression und
Schizophrenie konnten Veränderungen im DMN gefunden wurden.
Mehr Hirnenergie für die Ruhe nötig
Obwohl im entspannten Zustand der Verstand zwar abgeschaltet
und zur Ruhe gekommen sein mag, unterhalten sich diese Hirnbereiche mit einem
20fachen der Energie, die es bräuchte, um beispielsweise eine lästige Fliege
abzuwehren.
Entspannung ist für unser Gehirn anstrengender als Aktivität
Haben Sie Lust auf ein kleines Experiment? Ja, dann schließen
Sie jetzt Ihre Augen und denken eine kleine Weile an nichts weiter…“
Wie ist es Ihnen mit diesem kleinen Experiment ergangen? War
die Miniübung einfach? Konnten Sie an nichts denken, nichts hören und nichts
fühlen? Vielleicht fällt Ihnen spontan dazu eine Meditationseinleitung ein, die
Sie einmal gehört haben: „Die Gedanken, sie kommen und ziehen wie Wolken dahin.
Wenn sie dich stören, schieb sie zur Seite…“.
Die Übung machts
Meditation ist keine leichte Sache, sie muss wie alle
anderen Entspannungsverfahren eingeübt werden und das so lange, bis ein
gewisser Automatismus entsteht. Erst dieser ermöglicht das Default Mode Netzwerk
kurzzeitig außer Kraft zu setzen.
Als Mediationshilfe kann beim Erlernen ein Punkt, ein Kreuz oder
eine bestimmte Stelle fixiert werden. Mit dieser Übung können Sie bewusst
wahrnehmen, wie Ihre eigenen Gedanken abschweifen und den Fixationspunkt
verlassen. Den Übergang oder Wechsel von bewusster zur unbewussten Wahrnehmung nehmen
wir nicht bewusst wahr.
Ruheaktivität
Dieses ungewöhnliche Phänomen wird aktiv, wenn wir
tagträumen, Zukunftspläne machen, schlafen, dösen oder narkotisiert sind und unsere
Gedanken driften. Was tun unsere Gehirne im Ruhemodus? Wofür verbrauchen sie so
viel Energie, wenn keinerlei aufgabenspezifischen Anforderungen bestehen?
Der Default Mode umfasst verschiedene Hirnregionen, z. B.
die des Selbstbezugs. Hier werden persönlichen Erinnerungen und zukünftiger
Ereignisse halbbewusst ausgemalt. Er beeinflusst, wie kreativ eine Person ist,
wie leicht sie sich ihrer eignen Gedanken bewusstwird (Metakognition) und wie
gut sie die Perspektive einer anderen Person einnehmen kann.
Heute gehen die Forscher davon aus, dass dieses scheinbare
Ruhepotential dazu dient, Ideen durchzuspielen, Erinnerungen zu festigen und
Pläne zu schmieden. Unser Gehirn hat wohl die Disposition, sich in entspannten
Phasen mit der eigenen Person, im ständigen Prozess des Erinnerns, Assoziieren
und Wünschens zu beschäftigen.
Modell der Welt aufrechthalten
Im Wachzustand nehmen unsere Sinne ständig Informationen
auf, die wir automatisch mit dem Modell vergleichen können. So bereitet der
Ruhezustand das Gehirn auf zukünftige Ereignisse vor. Ob nun alle Erkenntnis
aus unserer Erfahrung oder die Erfahrung sich selbst aus zusammengesetzter
Erfahrungserkenntnis speist, ist noch unbelegt.
Diese Simulationen können unserem Ich helfen, sich auf die
Anforderungen der Umwelt einzustimmen. Je enger die Verknüpfung zwischen den
DMN Arealen, desto größer scheint der Einfallsreichtum der Person zu sein.
Das DMN unterstützt uns beim kreativen Problemlösen ersteinmal
Abstand vom real gegebenen Gegenstand zu nehmen und diesen in uns arbeiten
lassen. Dieses Loslösen können wir dadurch vollbringen, dass wir abschweifen,
tagträumen und bewusst nicht mehr alles wahrnehmen. Die Konzentration lässt
nach, dadurch schleichen sich Fehler ein, exaktes Arbeiten ist nicht mehr
möglich, aber neue Sichtweisen.
Das Geheimnis der Entspannung liegt in der Balance zwischen
bewussten und unbewussten Erfahrungen, die wir sowohl durch konzentriertes
Nachdenken wie auch Tagträume einspielen.
Wie sehen nach diesem Einblick in den Ruhemodus unseres
Gehirns geeignete Meditationen und Entspannungsübungen aus?
Informationen zum Thema
- · Das Gehirn ruht nie: http://www.swr.de/swr2/wissen/entspannung-und-gehirn/-/id=661224/did=11246886/nid=661224/18f0hvl/index.html
- · A Brief Introduction to the Default Mode Network: https://www.youtube.com/watch?v=6A-RqZzd2JU
- · After watching this, your brain will not be the same | Lara Boyd | TEDxVancouver : https://www.youtube.com/watch?v=LNHBMFCzznE
- Die Vorteile des Tagträumens: http://www.spektrum.de/news/das-gehirn-beim-tagtraeumen/1401860
Übrigens, eine gute Coaching Ausbildung enthält Entspannungsmethoden,
zumindest eine Einführung in Meditation und Hypnose sollte gegeben sein. Bei
KEYSTONE erhalten Sie selbst in den Basics Systemisches Coaching ein ganzes
Modul mit hypnosystemischen Anwendungen und Übungen.